BEAM BALANCE. Elisa Alberti

 

 

OPENING.

5. August 2023 | 11 - 15 Uhr

 

Die Künstlerin ist anwesend.

 

 

AUSSTELLUNG.

8. August - 7. Oktober 2023 

  

Präzise geometrische Figuren in harmonischen gedeckten Farben hat Elisa Alberti in ihrer Malerei in den vergangenen Jahren zu ihrem Markenzeichen gemacht. Ihre Kompositionen gestaltet die Künstlerin nach dem Prinzip der Ausgewogenheit, es muss sich für sie bereits in ihren Skizzen ein Gleichgewicht einstellen, das sie mittels akribischer Farbmischung fortführt. Ohne Titel fließen einzelne Werke, aber auch Serien, geradezu ineinander über: Formen wiederholen sich, wobei das Gesamtwerk doch immer anders aussieht. Ideen, die im Fluss sind, und sich entlang bestimmter gleichbleibender Marker weiterentwickeln.

 

Die in der Galerie Sophia Vonier gezeigte Werkgruppe zeigt dabei zwei neue Entwicklungen in ihrer Farb- als auch Materialwahl: Immer wieder taucht ein tiefleuchtendes Blau auf, das einen geradezu anspringt. Im Kontrast dazu steht in vielen Werken die matte, rohe Leinwand, die Alberti erstmals ganz bloßlegt. Ohne jegliche Grundierung erlaubt das Malen auf der Leinwand keinerlei Fehler, die Exaktheit ihrer früheren Werke scheint die Künstlerin hier nochmal zu steigern. 

 

Alberti selbst beschreibt ihren Malprozess jedoch als ‚wenig präzise‘: die jahrelange Erfahrung ermögliche ihr eine lässige Herangehensweise an die strengen Formen – sie etwa schwungvoll mit einer Farbrolle auszuführen. Innerhalb der selbstgesteckten Grenzen der geometrischen Kompositionen werden spielerische Momente möglich, die der Künstlerin unerwartete Spontaneität in der Ausführung ihrer minutiös konstruierten Skizzen erlauben.

 

So fließen durchaus alltägliche Formen in Albertis Arbeiten ein, nicht nur durch Einflüsse aus dem Stadtbild, aus Mode oder Möbeldesign, die sie als Inspiration nennt. Sondern auch ganz beiläufig im Malprozess, wenn sie beispielsweise zu im Atelier herumliegenden Materialien wie Deckeln oder Eimern greift, um Rundungen auszuführen. So täuschen ihre Formen manchmal die geometrische Exaktheit nur vor: unperfekte Halbkreise etwa, die – statt mit dem Zirkel auf die Leinwand gesetzt – von Hand ausgeführt worden sind und in Wahrheit gedoppelt keinen Kreis bilden würden, erzeugen kleine Momente der Irritation.

 

Die Kunst nicht auf einen allzu hohen Sockel stellen – was für Albertis Malereien demnach ebenso gelten kann, nennt sie in Bezug auf ihre neu geschaffenen skulpturalen Werke dezidiert als Ziel – im übertragenen Sinne wie auch im wörtlichen. Die Objekte schichten ihre charakteristischen Formen zweifarbig in feinen Aluminiumplatten auf und verwandeln ihre flachen Gemälde so in dreidimensionale Körper. Im Ausstellungsraum noch auf tiefen Sockeln präsentiert, sollen diese Objekte später überall ihren Platz finden können – ganz ohne museale Überhöhung. 

 

Obgleich sich Elisa Alberti nicht über Maß mit künstlerischen Vorläufern auseinandersetzt oder ein sich Abarbeiten am kunsthistorischen Kanon als notwendig empfindet, scheint hier doch das Diktum der Avantgarden des beginnenden 20. Jahrhunderts durchzuschimmern: Die Kunst zurück ins Leben zu führen, hinaus aus dem Elfenbeinturm des Museums. Oder, aus heutiger Perspektive, aus dem White Cube heraus, hinein in die Spontaneität des alltäglichen Lebens. 

 

Text: Kathrin Heinrich

 


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