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NEUER STANDORT
Franz-Josef-Straße 5 | 1. Stock
5020 Salzburg
Ein „Meet-cute“ ist üblicherweise die Szene in der romantischen Komödie, wo sich zwei Hauptcharaktere zufällig in die Arme fallen, stolpern und Hilfe bekommen, ein Getränk über das neue Kleid schütten oder vielleicht etwas anderes total Peinliches passiert und von der zu diesem Zeitpunkt noch Fremden gelöst wird. Dass sich diese Bedeutung auch in Willkommen, three nights in nine hours oder Magdi im Fotostudio versteckt, scheint – obwohl sich jeweils mehrere Personen treffen – eher unwahrscheinlich. In den Zeichnungen lässt die Künstlerin ein Bild der Vertrautheit entstehen. Oft geht sie dabei von Freund*innen oder Familie aus, die beim Essen, Kaffee oder Drinks beisammensitzen.
Die Cuteness versteckt sich bei Emma Peinhopf hinter den Treffen. Diese sind oft perspektivisch verzerrt, wie mit einer Fisheye-Linse oder einem Weitwinkelobjektiv fotografiert. Sie geben den Anschein, als hätte die Künstlerin diese Situationen ganz beiläufig festgehalten, obwohl klar ist, dass die Bilder eben keine Momentaufnahmen sind. Sie verknüpfen unterschiedliche Zeitpunkte. Am deutlichsten wird das bei den Kochszenen, wo eine Pizza in den Ofen geschoben und im Vordergrund bereits am Tisch geteilt wird oder Gemüse vorbereitet und geschnitten wird, während die fertige Pasta schon auf einem Teller von der rechten Bildseite gereicht wird. Cute geht es hier eher zwischen den Zutaten zu, wenn beim Pizzabelag treuselige Augen auftauchen oder die Glasur der Krapfen und die Küchenmaschine sich sehnsüchtig anschauen, während der backende Protagonist von Luis und kleine Küchenhelfer den Blickkontakt nur außerhalb des Bildes sucht. Ist das ein Meetcute wie im Film, das die vierte Wand durchbricht? Querverweise zwischen den Bildern machen klar, dass es hier nicht nur um die einzelnen Werke geht, sondern um eine eigene Welt: Ein Figürchen aus geschälten Mandarinen, das eben noch in Paradiesdas als Keramik saß, finden wir in Willkommen fröhlich auf einer Schulter wieder. Vielleicht sind es die Augen der allgegenwärtigen Tomaten aus L‘orto mi fa impazzire [it. Der Gemüsegarten macht mich verrückt], die uns dann plötzlich aus der Pizza anstarren.
Man ist geradezu geneigt, wie im Superflat Art Movement überall Glupschaugen und Gesichter wiederzufinden, welche einzelne Objekte und Lebensmittel anthropomorph beleben. Das geht so weit, dass in der Waschbeckenszene – Schminken, Zähneputzen, Outfit suchen – von three nights in nine hours nicht klar ist, ob die Steckdose auch diesem Kosmos angehört. Der Pareidolie genannte Effekt, in zufälligen Formen Gesichter zu erkennen, wird von Peinhopf verstärkt, wenn sie allen unbelebten Gegenständen diese Cuteness einhaucht.
Die Kulturwissenschaftlerin Sianne Ngai beschäftigte schon 2012 die Ambivalenz von Cuteness zwischen der Wahrnehmung von weichen, machtlosen Objekten und der damit verbundenen Macht, von anderen so wahrgenommen zu werden. Wo sich an überraschenden Stellen von Peinhopfs Werken die Assoziation von Cuteness einstellt, rückt unsere Beziehung zu und der Umgang mit nicht-menschlichen Akteur*innen in den Fokus. Löst man sich aber von den Tomaten, Mandarinen, den Küchlein und dem Bieretikett, sieht man den unterschiedlichen Ausdruck in den Gesichtern der Personen am Tisch. Neugierde oder Flirt, Leere und Traurigkeit; was eben noch cute war, verdeckt die Palette an Emotionen bei den Objekten und Menschen. Ist all die Achtsamkeit im Alltag nur eine Worthülse? Treffen wir uns denn genau so cute mit Menschen wie mit der Umwelt?
Maximilian Lehner, 2025
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Sabine (Sonntag, 09 Februar 2025 13:16)
Tolle Bilder, tolle Tonarbeiten, tolle Künstlerin.
Emma, deine Tomaten haben es mir angetan.
Danke, dass wir an deinem großen Tag dabei sein durften.
Betti (Montag, 10 Februar 2025 18:57)
Liebe Emma !!
Wir gratulieren dir ganz herzlich zu deinem Erfolg.
Danke, dass wir von dir schon Bilder in unserer Wohnung unser Eigen nennen dürfen.
Alles gute weiterhin
Betti und Roli